„Bagdad ist für mich Granatäpfel, Dattelpalmen und Rosenwasser. Und meine Großmutter auf unserer Hollywoodschaukel im Garten."

Mariam Al Gorgi
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Im Gespräch mit
Mariam Al Gorgi

Im Innenhof der TU Wien durfte ich mit Mariam Al Gorgi bei einem Cafe erfahren, dass die Themenwahl ihrer Diplomarbeit unter anderem auch aus persönlichen Gründen entstanden ist. Sie ist in Bagdad und Amman aufgewachsen und später nach Wien gezogen. Nun setzt sie sich also noch einmal mit den Hintergründen ihrer Heimat auseinander und geht gedanklich zurück an diesen Ort. Mariam Al Gorgi entwickelt in ihrer Diplomarbeit unter anderem einen Leitfaden für Bagdad und dessen Geschichte.




Wie ist dein Thema entstanden?

Teilweise aus persönlichem Interesse, da Bagdad mein Geburtsort ist, aber auch aufgrund der aktuellen politischen Tendenzen habe ich mich dazu entschieden, meine Diplomarbeit in Bezug zu meiner Herkunft zu verfassen.

Wurde deine Themenstellung von deinem Betreuer beeinflusst?

Das Thema der Arbeit habe ich selbst gewählt, allerdings hatte mein Diplom-Betreuer
bei der inhaltlichen Entwicklung bedeutenden Einfluss. Bereichernd waren aber auch vor allem die zusätzlichen Fachgespräche bei den verschiedenen Instituten und Personen. Die Darstellung, die visuelle Umsetzung und textliche Formulierung des Projekts wurde nur mittelmässig beeinflusst.


In welchem Ausmaß hast du dich bei der Durchführung mit deinen KollegInnen fachlich ausgetauscht?

Der Austausch untereinander ist wichtig. Ich habe zusammen mit KollegInnen, die unter anderem auch an ihrer Diplomarbeit gearbeitet haben, ein Atelier geteilt. Zwei sind übrigens auch in der Archdiploma 2019 vertreten.
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BABYLON 2.0

Reorganisation, Rekonstruktion und Revitalisation
der Stadt der Revolution in Bagdad


Bagdad, einstmals die reichste und größte Stadt der Welt, befindet sich seit Jahrzehnten in einem instabilen Zustand. In den letzten dreißig Jahren hat die Stadt drei Kriege überlebt, konnte sich aufgrund dessen sowohl wirtschaftlich, politisch als auch sozial nicht weiterentwickeln und wurde nach 2003 zu einer geteilten Stadt mit segregierten Gebieten.

Mariam Al Gorgi beschäftigt sich in ihrer Diplomarbeit mit einer neuen Auffassung der Nachkriegsarchitektur für ihren Geburtsort Bagdad. Schwerpunkte der Arbeit sind Ressourcen, soziale Nachhaltigkeit, Selbstorganisation, Wiederaufbau und die Utopie des harmonischen Zusammenlebens – Babylon.



Sie setzt sich zunächst mit einer umfassenden Analyse auseinander und geht dann über in drei aneinander knüpfende Entwurfsphasen: der Reorganisation, der Rekonstruktion und der Revitalisation am Beispiel des Stadtteiles Sadr City, welchem sie den ursprünglichen Namen Madinat Al Thawra (Arab.: "Die Stadt der Revolution") zurückgibt. Im ersten Teil, der Reorganisation, wird die Stadt "aufgeräumt", Problemzonen und Potenziale werden untersucht und anschließend entwickelt sie ein städtebauliches Konzept.

Der zweite Teil, die Rekonstruktion, befasst sich mit lokalen Baumaterialien und Trümmern. Al Gorgi entwirft aus den Ressourcen eine Rekonstruktionshalle in Al Thawra. Für den Entwurf der Halle verwendet sie unter anderem auch T-Walls –Betonelemente, welche Teilbereiche Bagdads segregieren. In der Rekonstruktionshalle werden aus vorhandenem Material Bauelemente für die Stadtreparatur und für zugleich den dritten Teil der Arbeit, die Revitalisation, erzeugt.

Das Hauptmerkmal bilden Revitalisierungszellen – Ausbaustrukturen, die Orte und Unorte Al Thawras aufwerten und wiederbeleben. Mit ihrer Bauweise und dem gewählten Programm wird auf die traditionelle Baukultur, den klimatischen Bedingungen und den politischen und sozialen Herausforderungen Bezug genommen – beispielhaft an Entwürfen zu sozialen Infrastrukturen.

„Durch den Wiederaufbau, der städtebaulichen Nachverdichtung und der Schaffung neuer Räume aus den Ressourcen und Trümmern zerstörter Städte soll in erster Linie, hinsichtlich der sozialen Nachhaltigkeit, zur Revitalisierung der Gesellschaft beigetragen werden.“
so Al Gorgi im Interview mit Lorna Langner.

Mariam Al Gorgi schlägt einen Leitfaden für Nachkriegsarchitektur vor, verleiht diesem einen neuen Ansatz, bedient sich dabei an bestehende Ressourcen und transformiert diese in einen neuen städtebaulichen Kontext. – Mariam Al Gorgi mit Lorna Manjana Langner

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IMPRESSUM

ARCHDIPLOMA 2019

Institut für Kunst & Gestalten
TU WIEN

archdiploma@tuwien.ac.at