„Ein Gebäude ist nicht immer die beste Lösung für ein räumliches Problem.“ 

Anna Dobrova
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Im Gespräch mit
Anna Dobrova

Nachdem Anna das Masterstudium Architektur beendete, zog sie zurück in die Ukraine. Ihr Diplomarbeitsthema führte zu einer beruflichen Spezialisierung und so begann Anna als Projektkoordinato- rin und Kuratorin bei raumplanerischen Organisationen zu arbeiten. Gleichzeitig gründete sie, zusammen mit ihrem Kollegen Dima Isaiev, die Nichtregierungsorganisation Misto Diya. Hauptziel der Organisation ist die Entwicklung von Wohngemeinden, unter der Berück- sichtigung der Bedürfnisse der Bewohner.

Wie lange hast du insgesamt an deiner Diplomarbeit gearbeitet?

16 Monate


Wie ist dein Thema entstanden?

Durch Anregung von Außen, von einem Verein

Warum hast du dein Thema gewählt?

Aus Ideologischen Gründen

In welchem Ausmaß hatte die Diplom- arbeit Auswirkung auf deine spätere Praxis?

Bedeutend!

Welchem Themengebiet würden Sie Ihre Diplomarbeit zuordnen?

Stadt- und Raumplanung

Handelt deine Diplomarbeit von einem konkreten Ort?

Ja, Obolon, in der Ukraine

Habst Du bei deiner Diplomarbeit mit außeruniversitären Institutionen zu- sammengearbeitet?

Ja, die Organisation Micro Diya arbeitete und forschte mit an dem Projekt.
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THE ROLE OF TRUST

„Ein Gebäude ist nicht immer die beste Lösung für ein räumliches Problem.“ Damit diese Probleme der Raumplanung gar nicht erst entstehen, setzt Anna Dobrova bei deren Wurzeln an. Sie versucht die wahren Bedürfnisse der NutzerInnen herauszufin- den und bezieht die BewohnerInnen in den Prozess ein.

„Um verstehen zu können, was eine andere Person sagt, muss man davon ausgehen, dass sie recht hat, und sie bitten einem zu helfen, die Ansicht zu verstehen“, zitiertAnna Dobrova in der Zusammenfassung ihrer gesammelten Erkenntnisse aus dem Projekt ihrer Diplomarbeit. „In so vielen Situationen war es wichtig zuzuhören, an- wesend zu sein, und zu wissen, wann der partizipative Forschungsansatz tatsächlich angemessen ist.“Partizipative Aktionsforschung, oder auf Englisch abgekürzt PAR, ist ein Prozess, bei dem die erforschte Personengruppe aktiv an einem Projekt teilnimmt und selbst Infor- mationsdaten generiert. Im weiteren Schritt wird der Prozess analysiert und anschlie- ßend in eine Aktion umgesetzt. Die partizi- pative Aktionsforschung untersucht und be- legt Anna Dobrova anhand eines interaktiven Projekts in der Massenwohnbausiedlung Pryrichna 5 im Kiewer Stadtteil Oblon.

Anna
, die gebürtige Ukrainerin ist, hatte als Motivation und Ziel der Arbeit, zu beweisen, dass der partizipative Prozess auch in einer komplexen sozialräumlichen Situation, wie in den postsowjetischen Städten, die richtige planerische Methode ist.Ihrer Meinung nach ist ein partizipativer Ansatz oft die effektivste Methode um ein öffentliches Projekt zu planen. Ist mal ein gemeinsames Verständnis gefunden, kön- nen die Forscher durch die mitarbeitende Gemeinschaft verborgene Information über Geschichte, Politik und Fehler der Vergan- genheit herausfinden und eine Basis für Vertrauen aufbauen.

Vertrauen spielt in diesem Prozess eine große Rolle. Nach vielen Jahren politischer, wirtschaftlicher und sozialer Herausforde- rungen herrscht in der postsozialistischen Gesellschaft extrem großes Misstrauen, zwi- schenmenschlich ebenso wie institutionell. Die sozialen Bedingungen der postsowjeti- schen Regionen haben zur Folge, dass sich die Teilnehmer passiv oder sogar defensiv gegenüber Initiativen von außerhalb der Ge- meinde verhalten.Die Arbeit von Anna Dobrova zeigt, dass der partizipative Prozess als geeignetes und effizientes Instrument zum Aufbau neuer vertrauensvoller Beziehungen zwischen den Stadtbewohnern eingesetzt werden kann.

Ein eigens entworfener Tisch mit dem Namen connecTABLES bot eine Plattform für improvisatorische Aktionen, wie Work- shops oder Kurse, die von den Bewohnern organisiert wurden. Einige Teile des Tisches wanderten für andere Aktivitäten durch den Hof und wurden Teil der abschließenden ge- meinsamen Ausstellung der Talente.Am Ende der Intervention wurden alle Beteiligten mit Urkunden für die Teilnahme an der ersten Nachbarschaftsausstellung geehrt. Auch kleine Erfolge zu schätzen und festzuhalten – das war in der Sowjetzeit üb- lich und wird auch heute noch fortgesetzt.



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