„Ich glaube eine Diplomarbeit sollte nicht nur dazu dienen, den Nachweis zu selbstständigem Arbeiten zu erbringen. Vielmehr bietet sie ein weiteres Mal die Möglichkeit, sich neuen Herausforderungen zu stellen, sich selbst weiter zu entwickeln und neue Erfahrungen zu sammeln.“ 

Johanna Wiedemann
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Im Gespräch mit
Johanna Wiedemann

Nachdem Johanna das Masterstudium Architektur beendete, zog sie zurück in die Ukraine. Ihr Diplomarbeitsthema führte zu einer beruflichen Spezialisierung und so begann Johanna als Projektkoordinato- rin und Kuratorin bei raumplanerischen Organisationen zu arbeiten. Gleichzeitig gründete sie, zusammen mit ihrem Kollegen Dima Isaiev, die Nichtregierungsorganisation Misto Diya. Hauptziel der Organisation ist die Entwicklung von Wohngemeinden, unter der Berück- sichtigung der Bedürfnisse der Bewohner.

Wie lange hast du insgesamt an deiner Diplomarbeit gearbeitet?

16 Monate


Wie ist dein Thema entstanden?

Durch Anregung von Außen, von einem Verein

Warum hast du dein Thema gewählt?

Aus Ideologischen Gründen

In welchem Ausmaß hatte die Diplom- arbeit Auswirkung auf deine spätere Praxis?

Bedeutend!

Welchem Themengebiet würden Sie Ihre Diplomarbeit zuordnen?

Stadt- und Raumplanung

Handelt deine Diplomarbeit von einem konkreten Ort?

Ja, Obolon, in der Ukraine

Habst Du bei deiner Diplomarbeit mit außeruniversitären Institutionen zu- sammengearbeitet?

Ja, die Organisation Micro Diya arbeitete und forschte mit an dem Projekt.
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DIE GARTENFABRIK

Im Rahmen des europäischen Architekturwettbewerbs „Europan 14“ hat Johanna Wiedemann ein Konzept entwickelt, das Gewerbe, Wohnen und Erholung verbindet. Das Projekt ist eine klare Absage an die Trennung dieser Funktionen und schafft es, diese in einem schlüssigen Konzept in eine Einheit zu bringen.

„…Der Grünraum wird hierbei als Schnittstelle und verbindendes Element definiert. Über einen produktiven Sockel werden unterschiedliche Gewerbefunktionen aufgenommen. Darüber entwickeln sich differenzierte Wohneinheiten, die in Größe und Form variieren. Die Dachfläche des Gewerbes wird zu einer Gartenlandschaft ausgebildet. Es entsteht eine neue Stadtebene.“

Im Rahmen des europäischen Architektur- wettbewerbs „Europan 14“ hat Johanna Wiedemann in Wilhelmsburg, auf der Elbinsel in Hamburg, ein Konzept entwickelt, das Gewerbe, Wohnen & Freizeit verbindet.Es ist eine klare Absage an die Trennung dieser Funktionen.
Über dem gewerblich genutzten „produkti- ven Sockel“ befindet sich ein halböffentlicher Dachgarten auf dem sich wiederum unter- schiedlich großen Wohnkubaturen befinden, die als unterschiedliche Wohntypen ausge- führt sind: Wohnzeile, Reihenhaus und Stadt- haus. Die Dachfläche des Gewerbesockels wird zu einer Gartenlandschaft ausgebildet. Es entsteht eine neue Stadtebene.

Die von Johanna Wiedemann entwickelte Strategie zur Grünraumgestaltung basiert auf der Aufnahme und Weiterentwicklung der Erkenntnissen, die aus einem vorangegangenen freiraumplanerischen Wettbewerb resultieren. Das Konzept eines „grünen Fingers“ wird über die ursprünglichen Grenzen hinaus und bis in das Europan - Projektgebiet hinein gezogen, wo dann eine GARTENFABRIK entsteht.

„Das gesamte Erdgeschossniveau wird zu einem produktiven Sockel ausgebildet, in dem sich das Gewerbe ansiedelt. Auf dieser Sockelzone befindet sich ein nutzungsoffener Bereich … Darüber entwickeln sich die Wohnebenen. Das wesentliche Kernstück des neuen Gebäudeensembles ist der große gemeinschaftliche Garten auf dem Dach des produktiven Sockels.“

Neben dem eingereichten Entwurf, der die Anforderungen des Wettbewerbs am Standort Wilhelmsburg in Hamburg behandelt, beschäftigte sich die Autorin in ihrer Diplomarbeit eingangs auch mit Architekturwettbewerben im Allgemeinen.  Dabei hat sie eine besonderen Augenmerk auf den „Europan“ gelegt. Sie erläutert Wettbewerbsformen und -verfahren, Abläufe, sowie Themen und Institutionen.

Zum Schluss äußert Johanna Wiedemann sich noch einmal zu der Definition und dem Anspruch, den die TU Wien an Diplomarbeiten stellt. Sie hält hierbei fest, dass die Diplomarbeit weit mehr als nur ein Nachweis zum selbständigen Arbeiten ist. Viel mehr bietet sie einen Rahmen, um sich ein weiteres Mal einer Herausforderung zu stellen, sich selbst weiter zu entwickeln und neue Erfahrungen zu sammeln.

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IMPRESSUM

ARCHDIPLOMA 2019

Institut für Kunst & Gestalten
TU WIEN

archdiploma@tuwien.ac.at