datenquelle: heinrich böll stiftung, insektenatlas
wieso genießen die bienen die vielfalt der stadt?
von vermutlich über fünf millionen insektenarten ist erst eine million wissenschaftlich dokumentiert und beschrieben.
die welt der insekten ist erstaunlich und vielfältig. keine andere tiergruppe hat eine solch enorme artenvielfalt entwickelt. sie begegnet uns in den unterschiedlichsten formen und größen. weltweit hat die wissenschaft etwa 1,8 millionen arten von tieren, pflanzen und pilzen beschrieben. davon sind über die hälfte insekten. sie stellen gut 70 prozent der tierarten weltweit und sind damit die artenreichste gruppe aller lebewesen.
insekten durchlaufen verschiedene entwicklungsstufen, die zum teil völlig unterschiedliche ansprüche an ihre lebensräume haben – sowohl, was deren struktur, ausstattung und vernetzung betrifft als auch deren
nahrungsquellen. insekten spielen in den ökosystemen verschiedene rollen.
langzeituntersuchungen zu den beständen von tagfaltern, wildbienen und zikaden, alle datenreihen belegen einen rückgang der artenvielfalt und bestätigen eine teilweise dramatische abnahme der populationsdichte. unter den wildbienen zeigt knapp die hälfte der 561 arten rückgänge. neben dem verlust der habitate könnte die weite verbreitung der hochwirksamen neonicotinoide aus der gruppe der insektizide beigetragen haben, dass die wildbienen so stark zurückgegangen sind. in den vergangenen jahrzehnten fallen besonders die verluste bei den bienen und ameisen auf.
datenquelle: heinrich böll stiftung, insektenatlas
…und wo fühlen sie sich am wohlsten?
Nur wenige Pflanzen bestäuben sich selbst. Die meisten Pflanzen sind für die Bestäubung auf Tiere, Wind oder Wasser angewiesen. Neben Bienen und anderen Insekten kann eine Vielzahl von verschiedenen Tieren, von Fledermäusen, Vögeln und Eidechsen, die tropische Blumen für Nektar aufsuchen, bis hin zu Affen, Nagetieren oder Eichhörnchen, Pflanzen bestäuben.
In Europa sind Bestäuber hauptsächlich Bienen und Schwebfliegen, jedoch auch Schmetterlinge, Motten sowie einige Käferarten und Wespen. Die Europäische Honigbiene (Apis mellifera), eine domestizierte Art, ist die bekannteste Bienensorte und wird von Imkern zur Herstellung von unter anderem Honig gehalten. Europa zählt jedoch rund 2.000 Wildbienenarten.
Auch wenn in der Stadt 20 Prozent weniger bestäubende Fluginsekten leben als auf dem Land. Allerdings kommen Bienen, die die stärkste Bestäubungsleistung erbringen, mit den urbanen Bedingungen gut zurecht.
datenquelle: zeitschrift der arbeitsgemeinschaft österreichischer entomologen
datenquelle: zeitschrift der arbeitsgemeinschaft österreichischer entomologen
stadt-landwirtschaft auf dem dach
datenquelle: heinrich böll stiftung, insektenatlas
datenquelle: stadt wien, wildbienen
Städte weisen einige Eigenschaften auf, die sie für Insekten attraktiv machen. Sie sind typischerweise um einige Grad wärmer als ihr Umland, es ist relativ trocken, es wird wenig gedüngt, die pflanzliche Vielfalt ist bei einer hohen Anzahl an öffentlichen Grünflächen und Gärten relativ groß. In der Stadt gibt es keinen flächendeckenden Einsatz von Pestiziden. Außerdem zeichnet sich die Stadt durch eine Vielzahl an sehr kleinräumigen und miteinander verzahnten Mikrohabitaten aus, die können als Brutplätze, Verstecke und als Schütz im Winter genutzt werden. Negativ wirken sich hingegen der hohe Anteil an versiegelten Flächen in dicht bebauten Stadtteilen, der Autoverkehr, Luftschadstoffe und die Lichtverschmutzung aus.
Wien, die einzige Millionenstadt Österreichs, ist eine sehr artenreiche Stadt. Gründe dafür sind die geografische
Lage mit diversen klimatischen Einflüssen und seine ausgedehnten Naturräume in den Randgebieten, wie zum Beispiel der Lainzer Tiergarten oder das Auengebiet Lobau. Wien beherbergt ungefähr 5.000 Bienenstöcke und mit rund 550 Arten eine hohe Vielfalt an Wildbienen.
Für diese sind vor allem die Existenz von Parks und Kleingärten in der Stadt von entscheidender Bedeutung. Diese sind wichtige Orte der Biodiversität, insbesondere für Insekten.
Wien schafft mit seinen vielen Parks, Blumenbeeten und blühenden Bäumen einen perfekten Lebensraum. Bienen finden fast ganzjährig genügend Futter. Kein Wunder also, dass sich hier über 2 Mio. Bienen wohl fühlen und die ca. 700 Stadtimker alle Hände voll zu tun haben.
weltmarkt der bienen
datenquelle: heinrich böll stiftung, insektenatlas
Bienen erzeugen Honig, Wachs, Gelée Royale und Propolis, sorgen für die Bestäubung von Nutzpflanzen und für Einkommen aus der Imkerei.
Honig hat eine große wirtschaftliche Bedeutung. 1,6 Millionen Tonnen werden weltweit jährlich erzeugt und rund 300.000 Tonnen davon international gehandelt. Das wichtigste Land unter den Honigproduzenten ist China. Auf Platz zwei steht die EU mit einer jährliche Produktion von 200.00 Tonnen. In Österreich werden jährlich rund 5.000 Tonnen produziert, das sind ungefähr 1,8 Kilogramm pro Kopf.
Neben Honig erzeugen die Bienen noch weitere Naturprodukte. Das Wachs, aus dem sie ihre Waben anlegen, wird insbesondere von der katholischen Kirche für die Herstellung von Kerzen eingesetzt. Die Bienen produzieren das Harz, Propolis, um im Stock Lücken zwischen den Waben zu verschließen. Ihm wird nachgesagt, besonders gesund zu sein.
Gleiches gilt für den von den Bienen gesammelten Pollen und das Gelée Royale, ein speziell für die Königin produzierter Nährsaft. Obwohl seine Wirkung wissenschaftlich nicht erwiesen ist, sind Produkte daraus sehr beliebt.
Der eigentliche wirtschaftliche Wert der Imkerei ist allerdings eher ein Kollateral nutzen. Nur dank der Bestäubungsarbeit der Bienen können zahlreiche Pflanzen und Früchte angebaut werden wie: Äpfel, Nüsse, Mandeln, Erdbeeren, Kirschen, Gurken, Melonen, Pfirsiche, Kürbisse, Spargel, Brokkoli, Mohrrüben, Blumenkohl, Zwiebeln und viele andere mehr. Bei manchen Getreidearten und auch bei Weintrauben, Rüben und Oliven sorgt die Bestäubung durch Bienen für eine erhebliche Steigerung der Erträge. In der EU hängen 84 Prozent der Pflanzenarten und damit 76 Prozent der Lebensmittelerzeugung von Bienen ab. Das entspricht einem wirtschaftlichen Wert von 14,2 Milliarden Euro jährlich.
datenquelle: heinrich böll stiftung, insektenatlas
der biene größter feind?
Bienen und weitere bestäubende Insekten sind für unsere Ökosysteme und Biodiversität von entscheidender Bedeutung. Ein Rückgang der Bestäuber bedeutet auch einen Rückgang oder gar das Verschwinden unserer Pflanzenvielfalt und der Organismen, die direkt oder indirekt von ihnen abhängen. Gleichzeitig führen die zahlenmäßige Abnahme der Bestäuberpopulationen sowie die Verringerung ihrer Vielfalt zu Ertragsverlusten in der Landwirtschaft.
Der Rückgang der Bestäuber kann nicht auf einen einzigen Grund zurückgeführt werden. Vielmehr sind Bestäuber verschiedenen Risikofaktoren ausgesetzt, die zusammenwirken und Synergien schaffen können. Zu den Bedrohungen zählen einerseits Landnutzungsänderungen im Zuge von Landwirtschaft und Urbanisierung, die zum Verlust und zur Zerstörung natürlicher Lebensräume führen. Invasive gebietsfremde Arten wie die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) und Krankheiten wie Parasiten sind insbesondere für Honigbienen sehr gefährlich.
Die intensive Landwirtschaft schafft zudem homogene Landschaften und trägt zum Verschwinden der Flora bei, wodurch wiederum Futtermittel und Nistplätze verloren gehen. Pestizide und andere Schadstoffe können sich sowohl direkt als auch indirekt auf Bestäuber auswirken.
Pestizide haben immer wieder unvorhergesehene Folgen für die Umwelt. Doch ganz auf sie zu verzichten, ist heute nicht mehr möglich.
Mit Neonicotinoiden konnte man andere, gefährlichere Substanzen ersetzen, etwa Organophosphor-Verbindungen, die auch als chemische Kampfstoffe verwendet wurden. Im Gegensatz zu ihnen haben Neonicotinoide auf Wirbeltiere keine schwerwiegenden Auswirkungen.
Neonicotinoide beeinträchtigen das Nervensystem von Bienen und verändern ihr Verhalten. Bereits eine Menge, die deutlich unter der letalen (tödlichen) Dosis liegt, kann das Lern- und Erinnerungsvermögen der Bienen so durcheinanderbringen, dass sie nicht mehr zu ihrem Bienenstock zurückfinden.
Schließlich ist auch der Klimawandel mit steigenden Temperaturen und extremen Wetterereignissen ein zu berücksichtigender Faktor. Es kommt bereits seit Jahrzehnten zu regionalen Veränderungen der Artenzusammensetzung und in Zukunft sind weltweit große Veränderungen in der Verbreitung von Arten zu erwarten. Zahlreiche Beispiele existieren für das Wandern von Arten in Richtung der Pole und in größere Gebirgshöhen.
Der veränderte klimatische Einfluss trifft die verschiedensten Gruppen bestäubender Insekten. Es kommt zur Beeinträchtigung des Stoffwechsels und der Energiereserven, des Aktivitätsausmaßes bei der Nahrungssuche, der Larvalentwicklung, des Nahrungsangebots und zur Beeinflussung durch Nahrungs- sowie Lebensraumkonkurrenten, die neue Gebiete besiedeln.
datenquelle: heinrich böll stiftung, insektenatlas
Das Nahrungsangebot verbessern.
Blütenreichtum alleine genügt nicht, Wildbienen bevorzugen heimische Pflanzen.Bienen lieben heimische Wildblumen und sogenannte Unkräuter, also eine bunte Mischung einheimischer und standortangepasster Blühpflanzen verbessert das Nahrungsangebot. Wichtig sind Pollen- und Nektarspender im Frühjahr und im Sommer.
Nisthilfen für Wildbienen.
Anstatt natürlicher Hohlräume werden auch Nisthilfen gerne besiedelt. Wichtig ist es, die Nisthilfen an sonnenexponierten Stellen aufzustellen.
Regional statt Import.
Wer Obst und Gemüse aus der Region kauft, unterstützt heimische Plantagen, die Insekten Nahrung bieten. Am besten Honig vom lokalen Imker kaufen, mit 1 kg heimischem Honig wird die Bestäubung von 5 bis 7 Millionen Blüten sicher gestellt.
Verzichten Sie auf Insektizide und Herbizide.
Zahlreiche Biozide sind für Anwendungen im Haus- und Garten frei verfügbar. Biozide kann aber schädigende Wirkung für die Bienen haben. Falls überhaupt notwendig, ist jedenfalls die Anwendung von bienenfreundlichen Bio-Pflanzenschutzmitteln vorzuziehen.
Modul Integrales Kommunikationsdesign & Visualisierung
Institut Kunst und Gestaltung,
Architektur TU WIEN
Koordination: Otto Mittmannsgruber
alexandra flanjak
alejandro galvez-alvarez
markus biel
thomas obermoser
Enrico Bravi
Florian Gruber
Stefan Lechleitner
Otto Mittmannsgruber
Tobias Schererbauer
Anna Soucek