datenquelle: Heinrich Böll Stiftung, Tiere, Fleisch & Ich, Berlin, update 2020
die auswirkungen des fleischkonsums auf die umwelt und was könnte eine alternative ernährung bewirken?
nach daten von global2000 liegt österreich beim fleischkonsum im eu-vergleich auf rang drei hinter spanien und luxemburg, sowie es auch im globalen vergleich zu den spitzenreitern zählt. innerhalb der letzten jahre ist der fleischkonsum in österreich jedoch allmählich gesunken. wurden 2007 noch 99,4 kilogramm pro kopf und jahr verbraucht, waren es 2019 nur mehr 93,8 kilogramm. österreich hat unter allen 28 eu-ländern die höchsten fleischpreise, der preisniveauindex für fleisch wird lediglich von der schweiz, island und norwegen überboten. die wichtigsten segmente im fleisch- und wurstwarenbereich für verbraucher sind schinken, extrawurst und frankfurter. einer verbraucherumfrage zufolge werden die fleischarten fisch, pute und rind in zukunft an bedeutung gewinnen.
der fleischverbrauch pro kopf erhöhte sich im zeitraum von 70 jahren um einen faktor von 2,5 - von rund 38 auf 93 kilogramm. dabei ist zu berücksichtigen, dass das vorkriegsniveau erst mitte der fünfziger jahre mit einem konsum von 48kg pro kopf erreicht wurde. die jahre davor waren von einem deutlichen nachfrageüberhang und hohen fleischpreisen gekennzeichnet. dies führte 1951/52 zur einführung von zwei staatlich verordneten fleischfreien tagen pro woche. in den letzten jahrzehnten schwankte der verbrauch stets zwischen 90 und 96 kg pro kopf. signifikante veränderungen erfolgten bereits von 1950 bis 1980, wo es zu einer verdoppelung des fleischverbrauchs kam.sieht man sich die verteilung der einzelnen fleischsorten an, so fallen vor allem zwei aspekte ins gewicht: die dominanz von schweinefleisch sowie der anstieg im konsum von geflügelfleisch.
datenquelle: Theresa Willerstorfer, Der Fleischverbrauch in Österreich von 1950-2010. Trends und Drivers als Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage, Social Ecology Working Paper 139, Wien, April 2013
nach welchen kriterien wir fleisch kaufen und wie sich schwein, rind und huhn über die jahre geschlagen haben?
der verbrauch von schweinefleisch hat sich seit 1950 mit 52kg mehr als verdoppelt, dies entspricht gegenwärtig rund 55% des konsumierten fleisches. wirft man einen blick auf die „traditionelle österreichische küche“ im 20. jahrhundert, spielte schweinefleisch durchgehend eine wichtige rolle. während rind, kalb, pferd und geflügel meist nur auf den teller kamen, wenn die tiere alt oder krank waren, war das schwein das einzige nutztier, das ausschließlich der fleischerzeugung diente. wurde das fleisch früher vor allem wegen seines hohen fett- und kaloriengehalts geschätzt, stieg ab mitte des 20. jahrhunderts die nachfrage nach fettarmem schweinefleisch, was sich auch in den züchtungsverfahren der tiere niederschlug.
geflügelfleisch wurde von einem historisch nahezu vernachlässigbaren lebensmittel, zur dominanten zutat der schnellen und einfachen küche. der zuwachs des geflügelverbrauchs über die letzten sechzig jahre betrug 2000%. wurde nach den offiziellen statistischen aufzeichnungen um 1950 weniger als 1 kg geflügelfleisch konsumiert, so waren es im jahr 1970 knappe 5 kg, 1985 bereits 10 kg und 2019 mit 22 kg nochmal mehr als das doppelte. geflügel benötigt vergleichsweise wenig fläche und ist ein äußerst guter futtermittelverwerter. im unterschied zu schwein und rind, wo in den siebziger jahren die selbstversorgung erreicht wurde, wird die nachfrage nach geflügelfleisch von der heimischen produktion bis heute nicht gedeckt. im jahr 2010 wurden knapp 40 % des österreichischen verbrauchs importiert. nach rebernig (1994) ist die zunahme im verbrauch der letzten jahrzehnte vor allem auf die fast-food industrie zurückzuführen.
datenquelle: AMA Agrarmarkt Austria, <https://www.ama.at/Marktinformationen/Vieh-und-Fleisch/Konsumverhalten> letzter Zugriff: 28.01.2021
der derzeitige fleischkonsum bedingt ernorme agrarflächen um den hunger unserer nutztiere zu stillen, was bedeutet das für unsere umwelt?
die menschheit hält sich pro jahr rund 28 milliarden nutztiere. auf jeden erdenbürger entfallen daher 4 nutztiere. an die nutztiere in österreich werden jährlich 7 millionen tonnen kraftfutter verfüttert. doch der enorme hunger unserer nutztiere verschlingt auch große flächen in unseren breitengraden - so werden mehr als die hälfte der bedeutendsten nutzpflanzen (mais und weizen) in der eu an tiere verfüttert und nicht als nahrung genutzt. ernährung ist deshalb nicht nur die privatsache jedes und jeder einzelnen, denn sie wirkt sich unmittelbar auf die umwelt und das leben anderer menschen in allen ländern aus.
unsere derzeitige ernährungsweise würde es aufgrund des hohen fleischkonsums nicht zulassen, unsere nahrung mit heimischen flächen zu erwirtschaften. wir verbrauchen weit mehr ackerland (154 %), als wir in österreich zur verfügung haben. so nimmt die fleischproduktion zwei drittel, die produktion aller tierischen lebensmittel rund 88% des gesamten flächenverbrauchs unserer ernährung ein.
datenquelle: GLOBAL 2000, <https://www.global2000.at/fleischkonsum-österreich> letzter Zugriff: 28.01.2021
datenquelle: GLOBAL 2000, <https://www.global2000.at/fleischkonsum-österreich> letzter Zugriff: 28.01.2021
die soja-pflanze liefert einen hohen eiweißgehalt für die tierfütterung und ist zu relativ günstigen preisen auf dem weltmarkt verfügbar, jedoch werden ökologische und soziale auswirkungen vor ort oft vernachlässigt!
problematisch ist vor allem die abhängigkeit von futtermitteln, die in österreich nicht in der benötigten menge angebaut werden können. österreich ist zwar mit rund 44.000ha das fünftgrößte sojaanbauland der eu, doch diese menge reicht bei weitem nicht aus, um den hunger der heimischen nutztiere zu stillen. so werden jährlich zwischen 550.000 und 600.000 tonnen gentechnisch verändertes soja importiert (also rund 70kg pro österreicherin), für das zum großteil südamerikanischer regenwald abgeholzt werden musste. weltweit leiden 795 millionen menschen oder 11% der menschen an hunger, dennoch werden 90% der sojaproduktion und 30% der weltweiten getreideernte an tiere verfüttert und gehen somit für den menschen als nahrung verloren.
weil die nachfrage zunimmt und eine steigerung der produktivität auf den bestehenden flächen schwierig wäre, wird für den sojaanbau immer mehr platz benötigt. in den 20 jahren bis 2019 sind die anbauflächen von 77 auf 125 millionen hektar gewachsen. mittlerweile steht der sojaanbau nach der viehwirtschaft an zweiter stelle der verursacher von abholzung weltweit. dabei gehen nicht nur wertvolle pflanzen- und tierarten für immer verloren, es entstehen auch enorme mengen an treibhausgasemissionen. zusätzlich zum einsatz von pestiziden und düngemitteln für den futtermittelanbau, den direkten emissionen der tiere und allen verbundenen transporten ist fleisch das lebensmittel mit der höchsten klimabelastung.
datenquelle: Heinrich Böll Stiftung, Fleischatlas. Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel, Berlin, 2021
wir uns vegetarisch oder gar vegan ernähren? oder wir nur so viel rindfleisch essen wie in österreich ökologisch produziert werden kann?
bei einer anpassung unserer ernährungsweise an eine gesunde und nachhaltige ernährung könnten unsere verfügbaren flächen reichen, um in österreich eine theoretische ernährungssouveränität zu erreichen. eine fleischreduzierte ernährung würde dabei auch große mengen an treibhausgasemissionen sparen. eine fleischreduzierte ernährung würde nach derzeitigem gewohnheiten für ganz österreich eine reduktion von rund 5,2 millionen tonnen co2 bedeuten. rinder sind maßgeblich daran beteiligt, die schönen almlandschaften österreichs vor überwaldung zu schützen und somit zu erhalten. in österreich gab es im jahr 2015 rund 330.000 ha almfläche auf der theoretisch rund 99.000 rinder gehalten werden könnten. nach abzug der grünlandflächen für schweine und geflügel wären noch rund 933.960 hektar weiteres grünland in österreich für rinderzucht verfügbar.
eine solch ökologische und artgerechte fütterung und haltung würde im vergleich zum status quo 494.000 ha ackerland einsparen, aber gleichzeitig eine reduktion des rindfleischkonsums von 11,6 kg auf 6,4 kg (-41%) bedeuten sowie eine reduktion des milchkonsums von 257 kg auf 118 kg (-51%). der gesamte fleischkonsum dürfte in folge nicht mehr als rund 16 kg pro kopf (statt 65 kg) betragen, also rund zwei portionen fleisch die woche.
vegetarische ernährung verbraucht im vergleich zur jetzigen durchschnittlichen ernährung um 82% weniger agrarfläche pro kopf und jahr, vegane sogar 86% weniger. würden alle österreicherinnen und österreicher vegetarisch bzw. vegan leben, so hätten wir statt 12,5 millionen tonnen co2 nur mehr rund 2 millionen tonnen co2 für unsere ernährung zu verbuchen, ein minus von 84 prozent.
datenquelle: GLOBAL 2000, GLOBAL 2000 fragt: Was wäre, wenn..., Wien, 2017
datenquelle: GLOBAL 2000, GLOBAL 2000 fragt: Was wäre, wenn..., Wien, 2017
Modul Integrales Kommunikationsdesign & Visualisierung
Institut Kunst und Gestaltung,
Architektur TU WIEN
Koordination: Otto Mittmannsgruber
alexandra flanjak
alejandro galvez-alvarez
markus biel
thomas obermoser
Enrico Bravi
Florian Gruber
Stefan Lechleitner
Otto Mittmannsgruber
Tobias Schererbauer
Anna Soucek
Was bedeutet Fleischkonsum für unsere Umwelt?
Nach Daten von Global2000 liegt Österreich beim Fleischkonsum im EU-Vergleich auf Rang drei hinter Spanien und Luxemburg. Innerhalb der letzten Jahre ist der Fleischkonsum in Österreich jedoch allmählich gesunken. Wurden 2007 noch 66,8 Kilogramm pro Kopf und Jahr verspeist, waren es 2019 nur mehr 62,6 Kilogramm. Besonders deutlich ist der Rückgang bei Schweinefleisch welches am weitaus häufigsten gegessen wird: der Pro-Kopf-Konsum von Schweinefleisch ist beinahe dreimal höher als der von Geflügel. Österreich hat unter allen 28 EU-Ländern die höchsten Fleischpreise, der Preisniveauindex für Fleisch wird lediglich von der Schweiz, Island und Norwegen überboten. Die wichtigsten Segmente im Fleisch- und Wurstwarenbereich für Verbraucher sind Schinken, Extrawurst und Frankfurter. Einer Verbraucherumfrage zufolge werden die Fleischarten Fisch, Pute und Rind in Zukunft an Bedeutung gewinnen.
Die Menschheit hält sich pro Jahr rund 28 Milliarden Nutztiere. Auf jeden Erdenbürger entfallen daher 4 Nutztiere. An die Nutztiere in Österreich werden jährlich 7 Millionen Tonnen Kraftfutter verfüttert. Ein Großteil davon ist importiertes Soja aus Übersee, für das großflächig Regenwaldgebiete gerodet werden. Doch der enorme Hunger unserer Nutztiere bedarf auch großerFlächen in unseren Breitengraden – so werden 55% der bedeutendsten Nutzpflanzen Mais und Weizen in der EU an Tiere verfüttert und nicht als Nahrung genutzt.
Ernährung ist deshalb nicht nur die Privatsache jedes und jeder Einzelnen, denn sie wirkt sich unmittelbar auf die Umwelt und das Leben anderer Menschen in allen Ländern aus.