Wie sieht es allgemein mit der Konkurrenz mit Uber und Bolt aus? Ist die gesamte Taxibranche durch die neuen Mitbewerber eingebrochen?
Diese Frage bekomme ich sehr oft gestellt. Zwischen Uber und Taxi gibt es nicht so einen großen preislichen Unterschied, wenn alles korrekt abläuft. In der Taxibranche sollte man schon ein bisschen nett und gesprächig sein. Sich um die Kunden kümmern und bemühen. Das haben die Taxifahrer komplett auf die Seite gelegt. Immerhin geht man auch gern in ein Lokal, wo man freundlich empfangen wird. Besonders wichtig ist auch, dass man als Taxifahrer alle Straßen in Wienkennt. Doch dann kamen die Uber-Fahrer, die sich überhaupt nicht im Wiener Straßennetz auskennen. Viele von ihnen fahren total falsch und katastrophal. Ich bin jeden Tag auf der Straße und da bemerke ich sofort, dass die Uber-Leute weder eine Ausbildung noch einen Taxischein haben. Es gibt wirklich viele Kunden. Vor allem in Österreich, besonders in Wien. Jeder sollnatürlich das verdienen, was er verdienen kann und auch will. Es soll jedoch Gleichberechtigung geben, egal ob das Uber, Bolt oder Taxis sind. Ich verwende ja auch manchmal Bolt!(lacht) Das Schlechte an der Uber-Sache ist, dass viele Arbeiter angeben, dass sie 40 bis 50 Stunden in der Woche arbeiten. Das stimmt aber meistens nicht. Oft arbeiten die Leute 16-17 Stunden - am Tag! Es gibt Leute, die im Auto schlafen, um Geld zu verdienen. Da gibt es oft keine Grenzen mehr, man wird dann irgendwie gierig und will immer mehr. Das ist aber auch bei den Taxis so. Man glaubt die haben einen fixen Lohn, aber das stimmt so nicht. Das Taxiunternehmen bekommt nämlich pro Woche einen Pauschalbeitrag vom Fahrer. Man will immer mehr verdienen und dann arbeitet man auch viel mehr. Soziale Kontakte und auch Familie leiden dann darunter.
Es gibt das Bestreben, mehr Begegnungszonen in der Stadt zu schaffen und den motorisierten Verkehr einzuschränken. Was halten Sie von diesem Trend und wie beurteilen Sie das Wiener Straßennetz?
Diesen Trend finde ich ja nicht schlecht, man muss an die Zukunft denken. Es gibt immer mehr Autos in der Stadt, mehr Menschen in der Stadt, es gibt auch mehr Staub. Das ist auch okay, dass man dem entgegenwirken will und Begegnungszonen, Radwege oder auch U-Bahn ausbauen möchte. Aber mittlerweile ist das Autofahren in Wien wirklich zu einem Jammer geworden. Die Fahrspuren werden immer schmäler und es gibt immer mehr Ampeln. Also vor allem im Sommer, wenn man gegen 17 Uhrdraußen unterwegs ist, kann man seinen Kunden oft nicht abholen. Der Kunde ist bereits einige hundert Meter vor dir, aber du hängst im Stau und kommst nicht voran. Das wird immer schlimmer. Straßenbautechnisch und auch städtebaulich ist Wien jedoch wahrscheinlich eine der besten Städte weltweit. In Wien ist es möglich alle Orte mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Ich bin sehr glücklich in Wien zu wohnen, aber verkehrstechnisch wird es immer schwieriger. Schauen wir mal, wie es mit der neuen Landesregierung SPÖ - Neos jetzt wird.
Wenn wir dann auch schon kurz beim Umweltthema sind, wie sieht es grundsätzlich mit E-Mobilität und alternativen Antriebsformen aus? Gibt es da eine Entwicklung oder einen Trend in der Taxibranche?
Ja, ganz klar. Die ganzen Hybrid- und Elektrotaxis werden in Wien von der Stadt subventioniert. Ich fahre derzeit auch ein Hybridauto und das schon seit drei Jahren. Für eine Normalperson kostet so ein Fahrzeug rund 20.000€, für Taxiunternehmerungefähr 16.000-17.000€. Etwa ein Viertel der Ankaufskosten werden von der Stadtgefördert, und die Tendenz steigt nach oben. Es gibt auch bereits Taxistandplätze nur für Taxis mit Elektroantrieb. Wien steht im Vergleich zu anderen Städten relativ gut da, was alternative Antriebsformen betrifft.
Haben Sie Lieblingsorte oder Lieblingsstandplätze?
Es gibt immer einen Lieblingsstandplatz für Taxilenker. Ich bin sehr gerne im 5., 6.und 15. Bezirk. Das hat einen kulturellen Hintergrund. Die Leute dort sind einfach sehr freundlich, und man spürt auch, dass sie gut gebildet sind. Daher kann man mit ihnen interessante Gespräche führen. Es ist möglich, verschiedene Gesellschaftsstrukturen wahrzunehmen. Die Leute vom 13. oder 19. sind zwar auch freundlich, aber halt etwas hochnäsig. Die Leute vom 10. oder 11. Bezirk geben meistens kein Trinkgeld. Von den Standplätzen her sind zum BeispielKettenbrückengasse oder Hernalser Gürtel super. Wenn kein Lockdown ist, dann wartet man dort maximal 10 Minuten, bis jemand einsteigt. Sehr selten bin ich hingegen im 1. Bezirk. Dort merkt man nämlich sofort, dass die Leute dich als Mensch dritter Klasse einstufen. Sehr oft kommt es vor, dass jemand einsteigt und sieht, dass du jung bist und dich dann gleich in ein Gespräch verwickelt. Sie fragen mich, was ich mache und wenn ich sage, dass ich Architektur studiere, dann ändert sich sofort das Gesprächsthema, das gefällt mir besonders gut. Das Schwierigste ist, wenn man mit einem Paar fährt und sie während der Fahrt streiten. Da möchte man nicht zuhören und lieber die Musik einschalten.
Haben Sie eine interessante oder spannende Situation erlebt, die Sie mit uns teilen möchten?
Naja, da gibt es noch so eine Situation, das war glaube ich ein Politiker, der mit seiner Freundin eingestiegen ist. Wenn man solche Menschen draußen sieht, denkt man sich, das sind ja voll qualitative Personen. Was ich aber alles im Autogehört habe, kann man sich nicht vorstellen. Sie haben schrecklich gestritten und sich beschimpft. Der Mann meinte, dass seine Freundin alles da lassen soll, ihre Louis-Vuitton-Tasche und das Handy, weil es eh nicht ihr gehört und aus dem Auto aussteigen soll. Zu mir war der Typ aber sehr nett und hat mit Trinkgeld gegeben. In Wien gibt es immer wieder interessante Geschichten.
Denken Sie sich manchmal, dass Sie bei einer Fahrtnichts Aufregendes erleben wollen, sondern einfach in Ruhe Taxifahren?
Also, tagsüber erlebt man eh sehr wenig, da steigen meistens ältere Damen ein, die mir dann auch sehr oft Geschichten über Architektur erzählen, und sie kennen sich auch sehr gut aus. Ich habe dabei viel Neues gelernt. In der Nacht gibt es dann halt schon sehr aufregende Geschichten. Es liegt in meiner Natur, dass ich dieses Monotone, die Starrheit mal brechen möchte. Wenn ich nichts erlebe, dann überhole ich gerne in der Innenstadt Autos und mache mir meinen eigenen Spaß.