Ein Interview mit Tiina Hotakainen - der Hitzeinsel-Expertin.
Tiina Hotakainen ist in der Bereichsleitung für Klimaangelegenheiten der Stadt Wien tätig. Sie hat ihr Masterstudium in Architektur und Städtebau abgeschlossen und danach ihr Doktorat in Stadt-, Gemeinde- und Regionalplanung gemacht. Vor ihrer Tätigkeit bei der Stadt Wien hat sie lange in der Forschung und Lehre gearbeitet.
Trockengelegte Brunnen in Wien
Der Hitzeaktionsplan ist ein Maßnahmenkatalog, um BewohnerInnen und besonders gefährdete Personengruppen in der Stadt vor Überhitzung zu schützen. Hierfür werden kurzfristige Akutmaßnahmen wie die Nebelduschen, die bereits stadtweit verteilt sind, und vorbeugende Maßnahmen, wie das Schwammstadtprinzip vorgeschlagen.
Was funktioniert bereits gut in der Umsetzung des Hitzeaktionsplans und wo sehen Sie noch Potenzial in der Weiterentwicklung?
Der Wiener Hitzeaktionsplan wurde 2022 veröffentlicht. Der Hitzeaktionsplan legt für jede Maßnahme die verantwortliche Stelle und alle Einrichtungen fest, die für eine erfolgreiche Umsetzung mitwirken müssen. Er schafft dadurch die Grundlagen für eine funktionierende Zusammenarbeit im Akutfall wie auch in der Vorbereitung darauf und sichert die Handlungsfähigkeit aller relevanten Organisationen, Behörden und Institutionen. Der Wiener Hitzeaktionsplan ist kein statisches Dokument: Angesichts der sich rasant verändernden klimatischen Bedingungen müssen auch die Einrichtungen der Stadt rasch reagieren und ihre Maßnahmen anpassen. Hierfür sorgen ein periodischer Monitoring- und Evaluationsprozess und eine klar definierte Kommunikations- und Steuerungsstruktur, in die alle maßgeblichen Akteur*innen eingebunden sind.
UHVI Index in Wien 2022
„Der Wiener Hitzeaktionsplan wird jährlich weiterentwickelt und angepasst. Er hat durch diese Agilität sehr viel Potenzial, ist breit gefächert und sozial gerecht.“
Was sehen Sie als sinnvolle Maßnahme zur Bekämpfung von Hitzeinseln in Entwicklungsgebieten wie dem Nordwestbahnhof in der Stadt?
Der Fokus des Wiener Hitzeaktionsplans liegt auf den kurzfristigen und saisonal vorbereitenden Maßnahmen gegen die Hitze. Die steigenden Temperaturen sind die in Wien am deutlichsten spürbaren Folgen des fortschreitenden Klimawandels. Langfristige Maßnahmen gegen die Hitze wie stadtplanerische Maßnahmen und Begrünung werden laufend in der städtischen Klimaanpassungspolitik umgesetzt und sind in weiteren klimarelevanten Strategiepapieren der Stadt Wien wie der Smart Klima City Strategie Wien und dem Wiener Klimafahrplan und online abrufbar. Ein paar Beispiele, was man in Stadtentwicklungsgebieten wie dem NWBH verwenden könnte, wären „Frühes Grün“, „Schwammstadt“ oder „Wiener Wäldchen“. Das erste Wiener Wäldchen wurde im Stefan-Weber-Park am Gürtel gepflanzt. Das sind Beispiele, die man in Kooperation mit der lokalen Bevölkerung realisieren kann.
Anzahl der Hitzetage und Tropennächte seit 1965 in Wien/Köln
Was sehen Sie als sinnvolle Maßnahme zur Bekämpfung von Hitzeinseln in Entwicklungsgebieten wie dem Nordwestbahnhof in der Stadt?
Der Fokus des Wiener Hitzeaktionsplans liegt auf den kurzfristigen und saisonal vorbereitenden Maßnahmen gegen die Hitze. Die steigenden Temperaturen sind die in Wien am deutlichsten spürbaren Folgen des fortschreitenden Klimawandels. Langfristige Maßnahmen gegen die Hitze wie stadtplanerische Maßnahmen und Begrünung werden laufend in der städtischen Klimaanpassungspolitik umgesetzt und sind in weiteren klimarelevanten Strategiepapieren der Stadt Wien wie der Smart Klima City Strategie Wien und dem Wiener Klimafahrplan und online abrufbar. Ein paar Beispiele, was man in Stadtentwicklungsgebieten wie dem NWBH verwenden könnte, wären „Frühes Grün“, „Schwammstadt“ oder „Wiener Wäldchen“. Das erste Wiener Wäldchen wurde im Stefan-Weber-Park am Gürtel gepflanzt. Das sind Beispiele, die man in Kooperation mit der lokalen Bevölkerung realisieren kann.
Was bedeutet „Frühes Grün“?
Frühes Grün bedeutet, dass die Grünanlagen bei der Stadtentwicklung in der Anfangsphase mitgedacht und mitgeplant werden und dass die grüne Infrastruktur eine hohe Priorität bekommt. Beim Frühen Grün sind Grünareale früh definiert und schon 10 - 15 Jahre, bevor die ersten Leute dort einziehen, gepflanzt. Bei diesen Pflanzungen werden junge Bäume verwendet, wodurch es auch ökonomischer wird. Eine Mischung von unterschiedlichen Bäumen stellt sicher, dass das Grünareal und die Bäume die Klimakrise und Überhitzung besser aushalten. Wenn die Leute einziehen, gibt es schon Grün, das für die Hitze als Puffer dient. Außerdem werden die Bäume partizipativ gepflanzt, zum Beispiel von jungen Leuten und der lokalen Bevölkerung. Gerade der Nordwestbahnhof befindet sich mitten in bebautem und bewohntem Gebiet.
Gibt es Idealvorstellungen, wie eine Parkanlage nach dem Hitzeaktionsplan aussehen könnte?
Sehr wichtig sind meiner Meinung nach Beteiligungsprozesse. So wird die lokale Bevölkerung im Entwicklungsprozess und auch in der Umsetzung mitgenommen.
Was braucht ein neuer, nicht historisch gewachsener Ort, um lebendig zu werden?
Die Lebendigkeit kommt von den Leuten, und soweit wir die Leute miteinbeziehen können, bekommen wir das auch zurück. Wenn wir über den Nordwestbahnhof reden, der schon mitten in der urbanen Struktur ist: Da gibt es historische Orte rundum. Die lokale Bevölkerung, das Wohnprojekt Wien und die Gebietsbetreuung Stadterneuerung sind dort sehr aktiv. Es ist sehr wichtig, dass die Leute durch unterschiedliche Beteiligungsprojekte mitgenommen werden.
„Für den NWBH ist wichtig, dass wir die Lebendigkeit im Zusammenspiel mit der existierenden Struktur, also mit den Leuten, die bereits in der Umgebung wohnen,finden.”