MAPPING VIENNA INTO THE CLIMATE
Wie UND WO WERDEN
Rauschmittel in WIEN KONSUMIERT?
Konsumorte TABAKTRAFIKEN KONSUMGESELLSCHAFT DELIKTE Orte des Erwerbs Feierkultur Fussabdruck MISTKÜBEL
Das Thema Konsum ist allgegenwärtig. Doch nicht nur die Frage nach den unterschiedlichen Rauschmittelarten und Transportwegen bringen Aufschlüsse über klimarelevante Aspekte des Rausches, sondern auch die Untersuchung der Erwerbs- und Konsumorte und der entstehenden Abfallprodukte ergeben interessante Einblicke. Wo befinden sich in Wien die privaten Konsumplätze, wo trifft man sich mit Freunden, um in gemütlicher Atmosphäre ein Glas Wein zu trinken oder an welchen Stellen kann man CBD-Öl kaufen? Sollte man lieber zum Dosenbier oder der Einwegflasche greifen?
Die folgenden Untersuchungen zeigen zum Einen Veränderungen im Konsumverhalten durch die aktuellen pandemischen Verhältnisse und zum Anderen die Strukturen, die während ruhigerer Zeiten vorherrschen. Nicht nur die außergewöhnlichen Umstände zeigen den Trend weg von Großveranstaltungen hin zu kleineren Privattreffen. Die Gesellschaft verändert sich ständig und das auch im Hinblick der Orte des Rauschmittelkonsums. Sowohl diesen als auch weiteren Themen werden in folgenden Grafiken auf den Grund gegangen.

KONSUMORTE

Wo sind die Orte des Zigarettenerwerbs in Österreich? [Abb. 4.10]

Zigarettenpackungen kann man an vielen Orten erwerben. Den größten Kundenverkehr haben dabei die charakteristischen Wiener Tabaktrafiken. Selbst Zigarettenautomaten und Tankstellen können bei diesen Verkaufszahlen nicht mithalten. Die Werbung um dieses Rauschmittel steht in vielen Ländern immer wieder zur Diskussion. In Österreich sind bis auf wenige Ausnahmen Werbemaßnahmen hinsichtlich Zigaretten verboten, verankert in §11 im österreichischen Tabakgesetz und von der EU-Richtlinien übernommen. [D.1]

Zigarettenautomaten gehören zum typischen Stadtbild. Meist befinden sie sich vor den Tabaktrafiken und ergänzen die bunten Fassaden. In bar, per SMS oder per Karte kann man sich Packungen mit üblicherweise 20 Zigaretten Inhalt kaufen. Die kleinen Maschinen kommen in Österreich seit rund 100 Jahren zum Einsatz. Der erste davon namens „K. k. Tabakverschleißautomat“ wurde der Öffentlichkeit am 19. April 1899 in Wien Ottakring eröffnet. Die Automaten wurden im Laufe der Zeit weiterentwickelt und haben heutzutage die Funktion, nur Jugendlichen ab 16 Jahren Produkte zu verkaufen. Dies geschieht über SMS, Bankkarte oder NFC. [D.2][D.3]

TABAKTRAFIKEN

Wussten Sie, dass viele Menschen mit Behinderung als Trafikant*in eine abwechslungsreiche und schöne Arbeitsstelle gefunden haben? Dass die Zahl der Trafiken ansteigt? Oder was der durchschnittliche Kaufpreis eines solchen Geschäftes ist? Die folgenden Daten beziehen sich auf das Jahr 2019.

Wie sehen die Trafiken in Zahlen aus?

Anzahl der Wiener Tabakfachgeschäfte und Tabakverkaufsstellen

599+37

Anzahl der jährlich neu besetzten Trafiken in Österreich

100

Anteil der Gesamterträge durch Tabakverkauf in Österreich

70%

Durchschnittlicher Kaufpreis einer Trafik in Österreich in €

94 TSD

Wer sind die Wiener Trafikant*innen?

Durchschnittsalter der Trafikant*innen in Wien

52,12

Beschäftigte mit Behinderung in Wien

60,1%

Frauenanteil bei den Beschäftigten in Wien

38,4%

Durchschnittliche Wegdauer zu Fuß bis zur Trafik in österreichischen Städten

7 MIN

Wie teilt sich der Umsatz an Rauchwaren in den Trafiken in Österreich? [Abb. 4.11]

In den letzten Jahren sind die Zahlen an verkauften Zigarettenschachteln in Österreich gesunken. 2019 erwarben die Österreicher 11,8 Mrd. Zigaretten, 92 Mio. weniger Schachteln als im Jahr 2018. Die Erträge der Tabakfachgeschäfte steigen jedoch. Diese betrugen 2019 320 Mio. Euro. 2% mehr als im Vorjahr.

2019 betrugen die Einnahmen aus der Tabaksteuer 1.894.000.000 Euro in gesamt Österreich. Das sind 0,1% weniger als im Jahr zuvor und somit 17 Mio. Euro. Die Umsatzsteuer stieg hingegen um eine halbe Milliarde Euro. [D.4]

Wie wird man eigentlich Trafikant*in?
1. Wenn man keine Tabaktrafik neu bauen will, dann kann man sich unter der „Nachfolgebörse-Trafiken“ auf der Webseite der Monopolverwaltung GmbH melden.
2. Zur Frage steht auch, ob man eine vorzugsberechtigte Person ist.
3. Als nächster Schritt sollte natürlich eine Bewerbung eingereicht werden.
4. Eine Akademie mit theoretischer und praktischer Ausbildung inklusive Prüfungen folgt
5. Glückwunsch, Sie sind nun Trafikant*in! [D.5]

Konsumgesellschaft

Wo konsumieren eigentlich die Wiener? Für gewöhnlich denkt man dabei an Clubs, Pubs, Bars oder auch an die Privatparty bei Freunden. Seit der Corona-Pandemie fanden auch in diesem Sektor einige Änderungen statt. Es ist still geworden. Diskotheken und Lokale mussten für viele Monate schließen und verloren somit ihre Einnahmequelle. Schon bald machte die Angst vor dem sogenannten „Aussterben der Nachtszene“ die Runde. Nach fünf Monaten seien alle Ersparnisse aufgebraucht. [D.6]
Die Wiener Diskotheken sind aus verschiedensten Musikrichtungen und Kulturen entstanden. Sie bilden einen Zufluchtsort für die Jugend. Bekannte Künstler wie Falco oder Wanda stehen für dieses Gefühl der Freiheit und der Unbeschwertheit. Ein Verlust dieser Szene würde die Stadt langfristig verändern. [D.7]
Inwiefern hat sich der Konsumort und die Zusammensetzung ihrer Gäste seit der Pandemie verändert? [Abb. 4.12]

In der Darstellung sind drei Teilfragen und deren Korrelationen aus einer Online-Umfrage, die wir mit 242 Teilnehmer*innen durchgeführt haben, aufgezeigt. Es ist klar zu erkennen, dass sich seit der Corona-Pandemie die Konsumorte in den privaten Bereich verlagert haben. Doch auch die Anzahl an Wiener*innen, die vor der Krise alleine konsumiert haben, ist beachtlich. Mehrfachnennungen waren jeweils möglich. Die Angaben beziehen sich auf das jeweils meistkonsumierte Rauschmittel.

Delikte

Drogendealer und Drogendelikte sind sowohl in den Städten weltweit als auch Wien Alltag. Sie bilden die Grundlage für immer wieder aufflammende Diskussionen innerhalb der Bevölkerung, um Maßnahmen zu verstärken und Polizeieinsätze zu verteidigen. Wien-Favoriten stellt 2019 den Heroin-Hotspot mit 16,9 kg sichergestellter Menge dar. Für Kokain ist das dementsprechend der Bezirk Ottakring mit 8,5 kg. [D.5]
Welches Gewicht an verschiedenen Rauschmitteln wurde in Wien 2019 sichergestellt? (kg) [Abb. 4.13]

Die gegebenen Werte beziehen sich auf das Jahr 2019 und auf die Sicherstellung verschiedenster Rauschmittel. So reicht die Spannweite beispielsweise von 9.253 eingesammelter Cannabispflanzen über 3.169,3 g Crack bis hin zu 43.007,2 g Kokain. [D.8]

Wo finden in Wien die Drogendelikte statt? [Abb. 4.14]

Die Wiener Bezirke Leopoldstadt, Favoriten und Ottakring stechen hinsichtlich der Drogenaktivität deutlich heraus. Doch speziell in der jeweils sichergestellten Menge an Drogen sind diese Bezirke nicht zwingend die Vorreiter in der Statistik. Darauf bezogen führen Bezirke wie Simmering, Floridsdorf oder Rudolfsheim-Fünfhaus die Tabelle an. Die gegebenen Werte beziehen sich auf das Jahr 2019.

ORte des Erwerbs

Wo befinden sich in Wien die Orte des Erwerbs und Konsums Stand 2021 [Abb. 4.15]

Was ist eigentlich ein Beisl?

Ein Besuch in einem typischen Beisl darf bei keinem Wienauftenhalt fehlen. Der Name leitet sich wahrscheinlich vom jiddischen Wort „bajiss“, was so viel wie „Haus“ bedeutet, ab. Es bietet eine charakteristische Wiener Küche an und dazu Wein und Bier. Die urige Einrichtung verleiht dem Lokal einen gemütlichen und geselligen Eindruck. [D.9]

Wie kann man Heurige beschreiben?

Die Wiener Heurigen sind eine der charakteristischen Eigenschaften der Hauptstadt Österreichs. Wer einen vorzüglichen Wein aus örtlichem Anbau genießen will, ist hier genau richtig. Das gemütliche und freundliche Ambiente lädt ein, mit Freunden einen schönes Erlebnis mit Essen, Wein und netten Gesprächen zu haben. [D.10]

Feierkultur*

* Warum feiern wir?
Feste sind ein grundlegender Bestandteil unseres Sozialverhaltens. Sie exisiteren in den unterschiedlichsten Formen und ermöglichen uns, dem Alltag zu entfliehen, zu entspannen und den Kontakt zu Freunden zu erhalten. Stress wird vermindert, Probleme vergessener und man beginnt das Hier und Jetzt zu genießen.
Der Mensch hat ein soziales Wesen. Deshalb sind Zusammenkünfte in jeglichen Kulturen fest verankert. Bis hin zu extasischen Zuständen können uns diese Erlebnisse führen. Die Stimmung wird lockerer, es kommen neue Gesprächsthemen auf und frechere Aussagen werden getroffen. Feste heitern uns schlichtweg auf.
Bis vor wenigen Jahrzehnten wurde die Meinung vertreten, dass wir die Fähigkeit zu feiern verlernen, uns mehr dem Konsum widmen und die Freizeitgestaltung als „Dauerparty“ sehen. Mittlerweile steht fest, dass wir nur neue Details hinzugefügt haben. So entstanden Festivals und Events, die uns in einer Gesellschaft, die von wenig Verzicht geprägt ist, an das Austesten von Grenzen und Konsumrausch bis hin zur Ektase heranführen. [D.11]
Wie viele Personen arbeiteten im Wiener Nachtleben 2018 (gerundet)? [Abb. 4.16]

Das Nachtleben ist der prädestinierte Ort für den Rauschmittelkonsum. Doch in welche Sektoren teilt sich dieses auf und wie viele Angestellte stecken in Wien eigentlich dahinter? Die dargestellten Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2018. Eine klare Mehrheit besitzt der Sektor „Speisen“ mit 13.600 Beschäftigten, die entweder selbstständig oder angestellt sind. Der Bereich der „Events“ ist dahingegen verhältnismäßig gering mit circa 1000 Beschäftigten.

Zum Nachtleben der österreichischen Hauptstadt zählten im Jahr 2019 rund 4300 Betriebe. Sie erarbeiteten einen Umsatz von circa einer Milliarde Euro. Nach Vorhersagen sollte bis zum Jahresende 2020 der Großteil der Betreiber pleite sein. [D.6]

Einer der charakteristischsten Unterhaltungsorte des Nachtlebens ist wohl der Wiener Prater. Der weltweit bekannte Attraktionsort erstrahlt die Stadt mit seinen bunten Lichtern. Seit 2007 ist der Konsum von Alkohol dort beispielsweise verboten und wir mit Geldbeträgen von 70 bis 700 Euro bestraft. Doch die ebenso bekannten Würstelstände  und Lokale dürfen diesen verkaufen und bleiben die Orte für den Konsum. [D.12]

Fussabdruck

Der ökologische Fußabdruck eines Jeden spielt heutzutage eine immer wichtigere Rolle in allen Bereichen der Gesellschaft. Doch wo fängt Klimaschutz an? Konsum ist ein Aspekt, der verhältnismäßig wenig in diesem Zusammenhang betrachtet wird, obwohl dieser in der weltweiten Verpackungsindustrie einen nicht zu vernachlässigenden Anteil besitzt. Die Wenigsten werden sich während des Einkaufs im Supermarkt explizit Gedanken machen, welche die ökologischste Bierverpackung ist.
Wie ökologisch sind Bier-Verpackungen in Österreich? [Abb. 4.17]

In folgender Darstellung ist der österreichische Anteil an Glas-Mehrweg, Glas-Einweg und Dosen beim Bierverkauf angezeigt sowie der jeweilige CO²-Verbrauch in Tonnen (t) der Verpackungsart. Der Stand bezieht sich auf das Jahr 2016.

Wie hoch sind die CO²-Emissionen der Rauschmittel (kg CO²/l oder kg)? Stand 2019 [Abb. 4.18]

Bei der Untersuchung, welches Rauschmittel von Beginn der Produktion bis zum Ende des Konsums den größtenFußabdruck hinterlässt, erkennt man, dass der Spirituose „Wodka“ den verhältnismäßig größten CO²-Abdruck mit5,0 kg CO²/l hinterlässt. Zukunftsweisende Projekte, die bereits existieren, wirken genau diesem Phänomen entgegen. Die Angaben für Cannabis beziehen sich auf den durchschnittlichen Inhalt eines Joints mit 0,32g Cannabis Inhalt. Die Informationen bei Zigaretten basieren auf der durchschnittlichen Tagesration der Wiener Raucher*innen von 14 Zigaretten pro Person. Selbst der Rauschmittelkonsum Auswirkungen auf das Klima hat und es innovativen Ideen bedarf diese Werte zuverringern.

Mistkübel

Wie viele Mistkübel und Aschenrohre gibt es in Wien? Stand 2016 [Abb. 4.19]

Die in ganz Wien verteilten Mistkübel mit angeschlossenen Aschenrohren sind unübersehbar. Mit ihren netten Sprüchen laden sie förmlich dazu ein, den Müll hineinzuwerfen. Trotz dieser zahlreichen Entsorgungsorte landen jährlich circa 868 Millionen Zigarettenstummel auf den Wiener Straßen. Das sind 30%–40% des Gesamtmülls in den meisten Städten. In den Aschenrohren selbst landen jährlich ungefähr 130 Millionen Zigarettenstummel. Der dargestellte Stand bezieht sich auf das Jahr 2019. [D.13] Studien zufolge reicht ein Stummel pro Liter Wasser aus, um die 50% der darin lebenden Fische zu töten. Ebenso verursacht dieser die Verunreinigung von 1000l Wasser. [D.14]

Wer sich übrigens über Themen wie korrekte Müllentsorgung oder diesbezüglich über neue Kampagnen informieren will, kann sich zu den gegebenen Öffnungszeiten von Montag bis Samstag zwischen 8 und 18 Uhr an das sogenannte „Misttelefon“ wenden. Die Nummer lautet 01 546 48 und ist auf den Mistkübeln zu finden. [D.15]

Top-Wiener-Mistkübel-Sprüche 2015 [D.16]

1. „48er-Blech“
2. „Yes, we clean!“
3. „Schwarzes Loch sucht Restmaterie“
4. „Gib mir den Rest!“
5. „Hasta la Mista, Baby?“
6. „Bin ned haglich.“
7. „Darf ich Ihnen etwas abnehmen?“
8. „Brauche mehr Input.“
9. „Eine von 18.000 Filialen“
10. „Mir kannst du ruhig alles anvertrauen...“

Abschließend zu der Frage, wie und wo die Rauschmittel in Wien konsumiert werden, kann festgehalten werden, dass sich sowohl laufend Änderungen in den Aufenthaltsbereichen als auch in der Personenanzahl stattfinden. Die Gesellschaft verändert sich ständig und ihr Konsumverhalten passt sich daran an.
Der Trend weg von Großveranstaltungen hin zu privateren Treffen zeichnete sich auch schon vor der Corona-Pandemie ab.
Wien besitzt in den zentralen Bezirken eine hohe Dichte an Erwerbsmöglichkeiten für Rauschmittel. In den äußeren Gebieten siedeln sich verstärkt an Weinanbaugebieten die Heurigen an. CBD-Automaten, die eine der neuesten Erwerbsmöglichkeiten darstellen, sind durch die drei großen Anbieter relativ gleichmäßig im gesamten Stadtgebiet verteilt. Der Konsum und die damit einhergehenden Abfallprodukte wirken sich negativ auf unsere Umwelt aus. Obwohl Rauschmittel selten in klimabezogenen Diskussionen einen Rolle spielen, stellen sie bei vielen Personen im Alltag eine nicht allzu geringe Rolle. Viele einzelne Bestandteile von der Produktion bis hin zum Konsum ergeben ein Gesamtbild, das in zukünfitgen Klimafragen einen verstärkten Part einnehmen könnte.